Selbstbewusstsein und Erfolg

Mit „weiblichen“ Lebenslauf selbstbewusst bewerben

Wie fange ich an?

Nach 5 Jahren mit unseren Mädchen daheim fühlte es sich für uns gut an sie täglich im Kindergarten zu wissen und ich war bereit für den nächsten Schritt.

Ich bin Politikwissenschaftlerin und habe jahrelang als politische Bildungsreferentin gearbeitet. Nicht, dass ich 5 Jahre lange „nur“ mit den Kindern daheim war. Nein, ich habe zwei aufwendige und wichtige Weiterbildungen gemacht, war am Nachmittag arbeiten und habe nebenbei noch den ganzen Stuff bearbeitet, der so hochkommt, wenn man Kinder hat und sie mir nahezu jeden Tag aufzeigen, was in meiner Herkunftsfamilie früher nicht so gut lief – ich glaube man nennt das „triggern“… Etwas Schöneres und Härteres als diese Jahre wird wohl so schnell nicht wieder auf mich zukommen.

Doch die Selbstzweifel ließen nicht lange auf sich warten… „Wo bewerbe ich mich?“, „Wer will so jemanden wie mich überhaupt?“, „Ich kann doch gar nichts mehr.“, „Ich werde sowieso nicht viel Geld verdienen können.“, „Wie erkläre ich im Bewerbungsgespräch, dass ich mit meinem Partner 5 Jahre lang unsere Kinder daheim betreut habe?“ Es ist unfassbar, wieviele „Mindfucker“ in nur einen Kopf hineinpassen.

Der Prozess

Trotz dieser Zweifel musste es losgehen. Meine ersten Bewerbungen waren sehr lange Texte, in denen ich mich eher rechtfertigte als dass ich souverän erklärte, was ich kann und warum genau ich für die ausgeschriebene Stelle die richtige bin. Ich hatte das Gefühl jede Berufserfahrung und jede kleine Weiterbildung haargenau beschreiben zu müssen, um zu zeigen, dass ich nicht faul war und Beides kann – emphatische Mutter und kluge Arbeitnehmerin. Es war als wären die ersten 5 Bewerbungen dafür da gewesen, dass ich mich bei mir selbst bewerbe und zwar für die Stelle:

„Referentin für Authentizität und Selbstbewusstsein“

Zum Glück habe ich ein gutes Netzwerk, welches mir Feedback gab und zu meinem großen Glück steckte ich gerade mitten in meiner Yogalehrerinausbildung, die mir spiegelte, dass ich stets und immer die beste Version meiner selbst bin und ich es selbst in der Hand habe mein Potenzial zu erkennen sowie es gedeihen zu lassen.

Auf dem Weg Richtung mehr Selbstsicherheit

Meine nächsten Bewerbungen waren präziser und ich konzentrierte mich auf das, was von mir gefordert wurde. Ich scheute mich nicht mehr auch meine Erfahrungen als Familienmanagerin, (Selbst-) Führungskraft und meine gewonnene Resilienz mit einfließen zu lassen. Ein nützlicher Nebeneffekt war, dass ich mich zunehmend nur auf Stellenausschreibungen bewarb, mit denen ich etwas anfangen konnte und in denen ich mich auch wirklich selbst sah. Ich wurde mir meiner Stärken und das was ich in den letzten Jahren geleistet hatte bewusst und so kamen auch die ersten Vorstellungsgespräche zu denen ich eingeladen wurde.

Und dann war sie da… Die Wut! Herrlich, diese unbändige Wut…

Just saß ich vor 4-7 Menschen, denen ich erklären musste, warum sie mich für den Job nehmen sollten… da war sie wieder. Die Rechtfertigung, die Unsicherheit, die Selbstzweifel. Ich stotterte, wurde rot, wusste nicht was ich antworten soll. Ich mochte mich selbst nicht! Und dann kam da etwas aus dem Nichts. Es war als würde der Knoten, der in meinem Hals steckte in den Bauch hinunter rutschen und dort zu einem noch größeren Knoten heranwachsen. Der Knoten wurde heiß, größer und strahlte als warme kraftvolle Quelle in jeder Pore meines Körpers. Da Begriff ich:

ICH WAR WÜTEND!

Ich war verdammt wütend. Ich hatte immer wieder Verantwortung übernommen und stets erneut in mich hineingehorcht, was gerade dran ist. Ich habe Verantwortung für unsere Kinder, für mich, für meine Familiengeschichte, für meine Partnerschaft und auch für meine berufliche Entwicklung übernommen. Und trotzdem hatte ich nun das Gefühl nicht richtig zu sein, zu wenig zu sein oder etwas falsch gemacht zu haben. Diese Einschätzung kam jedoch von außen. Von meiner Mutter, meinen Eltern, von den „emanzipierten“ linken Kreisen, in denen ich mich beruflich bewegte, von den häufigen Nachfragen, die von Unverständnis geprägt waren („Ist dir das nicht langweilig den ganzen Tag mit den Kindern zuhause?“ – Nein, es war nie langweilig. Es war oft zu viel, belastend, herausfordernd, schön, herzerwärmend und heilend aber nie langweilig!) Mit dieser herrlich kraftvollen Wut im Bauch geschah es, dass ich auf eine Nachfrage bezüglich meiner langen Elternzeit zum ersten Mal sehr bestimmt antwortete:

„Ja ich habe mit meinem Partner gemeinsam neben meiner beruflichen Entwicklung über 5 Jahre lang unsere beiden kleinen Kinder daheim betreut. Wir haben uns sehr bewusst dafür entschieden, ihnen selbst unsere Kraft und Liebe zu gegeben, die sie brauchen um gedeihen und gesund aufwachsen zu können, anstatt zu erwarten, dass andere das für uns tun werden. Ich würde das immer wieder so tun und es tut meiner beruflichen Qualifikation keinen Abbruch sondern unterstreicht im Gegenteil mein Verantwortungsbewusstsein, meine Selbstorganisation und meine Hands-on-Mentalität. Mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen“

BÄM! Einmal ausgesprochen wurde ich in meinem Stuhl drei Zentimeter größer, bekam Gänsehaut und mochte mich wieder selbst. Es kam zu dieser Aussage keinerlei Nachfrage mehr. Sie wurde respektiert und von nun an konnte ich mich darauf konzentrieren, was ich fachlich zu bieten habe. Die Lösung war so einfach, sie war in mir. Dafür brauchte ich fast ein Dreiviertel Jahr. 

Jetzt noch etwas Zyklusweisheit

Nach diesem Durchbruch hatte ich meine nächsten drei Bewerbungsgespräche innerhalb einer einzigen Woche  – während meines inneren Sommers. Mit springendem Ei, schalkhaftem Lächeln und stets einen frechen Witz auf den Lippen ging ich fast neugierig in die Bewerbungsgespräch. Als wären sie eine prima Möglichkeit mich auszuprobieren. Weist du, was dann passierte? Ich hatte bei allen drei Stellen eine Zusage. Nachdem ich meinen Wert erkannte, konnten auch Andere ihn erkennen – welch zauberhafte Erkenntnis.

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